Die griechische Kunst und Wissenschaft.
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größere Reiche und eine große Anzahl kleinerer Staaten hervor. Die drei Großmächte, die sich bildeten, waren Makedonien, Syrien und Ägypten. Makedonien wurde von dem Geschlecht der Antigoniden beherrscht; es war ein Militärstaat, der durch sein Heer auch aus die benachbarten griechischen Staaten einen maßgebenden Einfluß ausübte. Der größte der Diadochenstaaten war das Königreich der Seleuciden, Syrien oder auch Asien genannt, das sich zeitweilig von Kleinasien bis nach Iran erstreckte; aber es war ein Reich ohne innere Einheit, dazu von untüchtigen, genußsüchtigen Königen beherrscht. Ägypten, das Reich der Ptolemäer, war vorzugsweise ein See- und Handelsstaat, der eine starke Flotte besaß. Aber in Alexandria wurde auch die Wissenschaft gepflegt; dort befand sich die berühmteste Bibliothek des Altertums; es wurde neben Athen, das seinen wissenschaftlichen Ruhm auch ferner behauptete, und der kleinasiatischen Königsresidenz Pergamon, deren Reste auf Kosten des Deutschen Reiches bloßgelegt worden sind, ein Sammelpunkt für die Gelehrten.
Die Diadochenreiche haben den vordringenden Römern nicht wider- ®tt1”ömrr stehen können. Zuerst erlag ihnen Makedonien; im Jahre 146 eroberten sie Griechenland und zerstörten Korinth. Später sind auch Kleinasien, Syrien und Ägypten Provinzen dieses Weltreiches geworden.
Die griechische Kunst und Wissenschaft.
§ 53. Die Züge Alexanders hatten griechischem Wesen eine ungeheure Verbreitung eröffnet; ein großer Teil Vorderasiens nahm allmählich die griechische Sprache und die griechische Kultur an. Und während der griechische Freistaat ein Ende nahm, lebten die griechische Wissenschaft und die griechische Kunst weiter fort. Unter den Wissenschaften ist vor allem die Philosophie zu nennen; nach dem Tode Platons und des Philosoph Aristoteles waren es besonders die Schulen der Stoiker und der Epikureer, die großen Einfluß gewannen.
Die griechische Kunst hat auch nach Phidias herrliche Schöpsungen Kunst, hervorgebracht. In der Baukunst trat dem dorischen und ionischen der korinthische Stil zur Seite, dessen Säule ein mit Akanthusblättern geschmücktes Kapital trägt. Die bedeutendsten Bildhauer des vierten Jahrhunderts waren Praxiteles, dessen Hermesstatue bereits erwähnt worden ist (§36), und Lysippus, der Alexander in Marmor nachbildete, während ihn Apelles malte. Derselben Zeit entstammt auch die großartige Büste des Zeus, die nach ihrem Fundort, der italienischen
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander
Einleitung.
ß 1. Die Völker des Altertums. Wir pflegen die Weltgeschichte in die Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit einzuteilen. Die Geschichte des Altertums spielt sich vornehmlich in den Ländern ab, die das mittelländische Meer umgeben.
In Vorderasien wohnten die ältesten Kulturvölker, d. H. Völker, welche Staaten und einen geordneten Rechtszustand hatten, welche nicht allein den Acker regelmäßig bebauten, sondern auch Gewerbe und Handel trieben, welche einige Wissenschaft und Bildung besahen, welche Gottheiten kannten und verehrten. Zu ihnen gehören die Ägypter, die Babylonier und Assyrer, die Juden und Phönizier; später gründeten die Perser ein großes Reich, das ganz Vorderasien umfaßte.
Eine noch weit höhere Kultur als die Völker des Orients entfalteten die Griechen und Römer. Die Griechen waren das hochbegabte Volk der großen Dichter und Denker, Baumeister und Bildhauer, das Volk, dessen Kunstwerke nie übertroffen worden sind und aus dessen Wissenschaft die Wissenschaft der späteren europäischen Völker erwachsen ist. Die Römer waren das Volk der großen Staatsmänner und Feldherren, das, von Eroberung zu Eroberung fortschreitend, allmählich alle Völker rings um das mittelländische Meer sich unterwarf und zu einem ungeheuren Reich, einem Weltreich, zusammenfaßte. Das römische Reich wurde, einige Jahrhunderte nachdem Christus geboren war, von den hereinbrechenden Germanen, unseren Vorfahren, zerstört. Damit endet die Geschichte des Altertums, und es beginnt die Geschichte des Mittelalters.
ß 2. Die Völkerqrnppen. Nach ihrer Verwandtschaft pflegen wir diese Völker in drei Gruppen zusammenzufassen:
1. Zu den nordafrikanischen Völkern gehören die Ägypter.
2. Zu den Semiten gehören die Babylonier und Assyrer, Araber, Juden und Phönizier.
3. Zu den Jndogermanen oder Jndoeuropäern gehören in Europa die Griechen und Römer, Kelten, Germanen und Slaven, in Asien die Perser und Inder.
Neubauer, Gesck-ichtl Lehrbub fiir Mndckensch. I. 5. Aufl.
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Tie römische Literatur.
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Entscheidungskampfe. Bei Actium, an der Westküste Mittelgriechenlands, «ettum ». wurde eine gewaltige Seeschlacht geschlagen. Aber während des Kampfes verließ Kleopatra, die den Sieg des Gegners voraussah, plötzlich den Schauplatz und trat die Heimfahrt nach Alexandria an; und Antonius ließ, als er dies merkte, seine kämpfenden Truppen schimpflich im Stich und folgte ihr nach. So entschied sich der Sieg des Octavian, dem sich bald darauf auch das Landheer des Antonius ergab.
Im nächsten Jahre erschien Octavian vor Alexandria. Antonius30-stürzte sich, als er die fälschliche Nachricht erhielt, daß sich Kleopatra bereits das Leben genommen habe, in sein Schwert. Auch Kleopatra entschloß sich zu sterben, als sie sah, daß Octavian die Absicht habe, sie in seinem Triumphzug den Römern zu zeigen; durch den Biß giftiger Schlangen fand sie den Tod. Ägypten wurde zu einer römischen Provinz gemacht. Als unangefochtener Beherrscher des römischen Reiches kehrte Octavian in seine
Die römische Literatur.
§ Die römische Literatur ist durch die der Griechen stark be-
einstufst worden. Die bedeutendsten römischen Lustspieldichter, der derbe P l a u t u s und der feinere T e r e n z (Terentius), die in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. lebten, schlossen sich an die Stücke griechischer Lustspieldichter an. Ebenso ahmten die römischen Lyriker die griechischen Liederdichter nach: so Catull, der zu Cäsars Zeit lebte; so die Dichter des augusteischen Zeitalters, der leidenschaftliche Properz, der zartere T i b u l l, der versgewandte O v i d, der Dichter der „Verwandlungen" (Metamorphosen), und der philosophische Oden- und Satirendichter H o r a z. In demselben Zeitalter lebte V e r g i l, der bedeutendste römische Ependichter, der Schöpfer der „Aneide".
Der hervorragendste unter den älteren Prosaikern Roms ist Catopr-i». (vergl. §80), der Geschichte schrieb und von dem wir noch ein Werk über die Landwirtschaft haben. Eine bedeutende Stellung unter den Schriftstellern des letzten Jahrhunderts v.chr. nimmt Cicero ein (§97), nicht nur als Redner, sondern weil er seine Landsleute mit griechischer Bildung, besonders der griechischen Philosophie bekannt machte. Gleichzeitig erreichte die Geschichtschreibung in Cäsar und S a l l u st eine hohe Stufe der Vollendung. Im Zeitalter des Auguftus faßte Livius die gesamte römische Geschichte zusammen. Ein Jahrhundert später lebte der Geschichtschreiber T a c i t u s, ein Meister des Stils, in dessen Büchlein „Germania" wir Deutsche die wichtigsten Nachrichten über unsere Vorfahren finden.
Hauptstadt Rom zurück.
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Neubauer, Geschichll Lehrbuch für Mädckensch I. 5. Ausl.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Kleopatra Octavian Catull Cäsars Cicero Cäsar Livius Neubauer
Extrahierte Ortsnamen: Alexandria Alexandria Oden- Roms Cäsar Rom
5. Die Länder der Semiten. § 6. Die Babylonier und Kssyrer.
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2. Babylonien, am Unterlauf beider Ströme,
3. Assyrien, östlich vom oberen Tigris.
§ 6. Die Babylonier und Assyrer.
1. Land und Volk, fluch in Den fruchtbaren Tälern der Zwillingsströme Euphrat und Tigris entwickelte sich eine hohe Kultur. Die früheren Bewohner des unteren Stromlandes wurden von semitischen Stämmen besiegt; doch nahmen die Sieger die Kultur der Besiegten an. In der (Ebene am Unterlauf der Ströme entstand dann das Reich der Babi)Ionier, in der Berglandschaft östlich vom oberen Tigris das Reich der Assyrer.
2. Religion und Bildung. Die Religion beider Völker war besonders Gestirndienst, ihr fjauptgott der Sonnengott Bel, d. i. Herr. Die Tempel waren terrassenartig abgestufte Türme, die wohl zugleich als Sternwarten dienten. Den Gottesdienst besorgte der Priester st and. Sie besaßen schon reiche astronomische Kenntnisse, so daß Babylonien als die Heimat der Astronomie gilt, fluch trieben sie Sterndeuterei (Astrologie), die auf dem Aberglauben beruht, daß die Stellung der Sterne das Schicksal der Menschen bestimme. Sie gebrauchten die Keilschrift*), die gewöhnlich auf Tontafeln eingeritzt wurde.
3. Ackerbau, Gewerbe und Handel. Der Ackerbau des Landes war sehr ergiebig, da die fleißigen (Einwohner Me Überschwemmungen der Ströme durch Dämme, Kanäle und Teiche zu regeln verstanden. Richt minder geschickt waren sie in der Weberei; babylonische Mäntel und Teppiche waren im ganzen Morgenlande berühmt. Sie trieben lebhaften Handel, teils zu Lande mit Karawanen, teils auf dem (Euphrat,
*) Assyrische Keilschrift:
-<-< >> Ttt Tt Ttt T V Tf <T3=
sibä a uma ma i na ka scha a di
sibä uma ina kaschädi
£Ttt= * tttt et tlt -T<T tttt= Hf- fceh
u sehe ssi ma summatu issuru u masch schir
uschessima summatu umaschschir
— Als der siebente Tag herankam, da ließ ich eine Taube heraus und ließ (sie) los.
(Bus der babylonischen Sintsluterzählnng.)
Volk
Religion
Bildung
kickerbau
Weberei
Handel
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13. Die Inder.
vierten Kaste und in tiefster Verachtung standen die schwarzen, stumpfsinnigen Parias. In den heißen, üppigen Tälern des Indus und Ganges Sinnesart ward aus den tatkräftigen Eroberern allmählich ein schlaffes, beschauliches Volk.
2. Die Religion. Die ursprüngliche Religion der arischen Inder naturötenu war ein Naturdienst. Rm (Banges bildete sich bei ihnen die Lehre von Brahma aus, der H)eitseeie, die in den Dingen Gestalt gewinne und srahmanen-alle Dinge durchdringe (Pantheismus), von Brahma, so meinten sie, sei
eine strenge Weltordnung eingesetzt; aus ihr beruhe auch die Teilung der Inder in Kasten. Etwa 500 Jahre vor Thristi Geburt trat ein frommer Königssohn als Reformator auf, der sich Buddha nannte, d. H. „der Er-Buddhismus weckte". Er lehrte die Gleichheit aller Menschen und verwarf das Kastenwesen, Rls Ziel des Menschen bezeichnete er das Hirrv äna, d. H. das verwehen in Gott, das Hufhören jedes leidenschaftlichen Gefühles und Strebens. Buddhas Lehre hat in Gstasien weite Verbreitung gefunden, ist aber bald in Götzendienst ausgeartet.
3. Oie bildende Kunst. Die indische Baukunst schuf Tempel in Baukunst Form von Stufenpqramiden, die Pag oden genannt werden, und unterirdische Grottentempel.
4. Die Schriftwerke. Die Sprache der altindischen Schriftwerke ist
das Sanskrit, d. H. „die heilige Sprache". Diese reiche, wohlklingende Sanstmt Sprache wich ohne Zweifel wenig von der arischen Ursprache ab, aus der auch die übrigen indogermanischen Sprachen und also auch die deutsche entstanden sind *).
Das älteste und heiligste Schriftwerk der Inder sind die Vedas Schriftwerke (Veda = Wissen), Sammlungen von Hymnen, Gebeten, Sprüchen und gottesdienstlichen Vorschriften. Huch weltliche Lieder, Epen und Dramen der alten Inder sind erhalten.
5. Stellung der Frauen. Huch in Indien war die Frau dem Manne zur strengsten Unterwürfigkeit verpflichtet. Doch durften unter« die Frauen in den Gesellschaften der Männer erscheinen und außer dem rourft96e,t Hause mroerschleiert einhergehen. Die unbedingte Hingebung der Frau
an den Gatten führte später zu der gräßlichen Sitte, daß sich die Frau nach hauendem Tode ihres Mannes mit dessen Leiche auf dem Scheiterhaufen v e r -Derbrennun9 brennen ließ. Noch heute ist diese Sitte nicht völlig beseitigt.
*) Indisch pitar ----- persisch patar, lateinisch pater, deutsch Vater, englisch father.
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§. 6, 4. Die Kultur der Babylonier und Assyrer. 37
brachten Karawanenzüge oder Schiffe Waren zusammen: Indien lieferte Elfenbein, Perlen, Edelsteine, Ebenholz und Zimt; Baktrien sandte Gold, aus Armenien kam Holz und Wein, aus Arabien Wolle, Tierselle und Räucherwerk. Die Babylonier kannten bereits Maße und Gewichte. Mit dem Handel schwang sich auch das Gewerbe auf. Viele der Handelsprodukte wurden durch fleißige und geschickte Hände kunstvoll verarbeitet und im Altertum hochgeschätzt. Man pries die babylonischen Gewebe, die Färbereien, die Teppiche mit eingewirkten Figuren, t>ie künstlich geschnittenen Steine, die Glas- und Broncewaren, die Salben und Wohlgerüche.
Die Religion der Babylonier und Assyrer ging früh von dem Glauben an einen Gott zur Naturreligion über. Als höchste Gottheiten verehrten sie die schaffende, erhaltende, aber auch zerstörende Naturkraft, den Licht- und Feuergott Baal (Bel), sowie dessen Gemahlin, die Mondgöttin Mylitta, die Spenderin der Fruchtbarkeit. Außerdem wurden Planetengötter unterschieden und damit das Geschick der Menschen in Beziehung gebracht. Mit der Verehrung der Götter hing eine sorgfältige Beobachtung der Sterne und ein regelmäßiger Sterndienst zusammen, welcher von einer erblichen Priesterkaste, den Magiern (auch Chaldäer genannt), ausgeübt wurde, die daneben noch Sterndeuterei (Astrologie) und Wahrsagerei trieben und dadurch auf Regierung und Volk großen Einfluß hatten.
Die Wissenschaft lag ebenfalls in den Händen der Priester. Diese erlangten durch die Beobachtung des Sternenhimmels bedeutende astronomische und mathematische Kenntnisse und legten dieselben in der Keilschrift nieder. Die Keilschrift war eine Wort- und Silbenschrift, die aus keilförmigen Strichen und Winkeln in verschiedener Größe, Lage und Zusammensetzung bestand. Sie war auf Ziegelsteinplatten eingegraben und kann jetzt entziffert werden.
Die Kunst stieg zu hoher Blüte auf. Die Baukunst schuf mächtige Tempel und Paläste mit weiten Hallen und Höfen. Das massige Mauerwerk war mit Alabasterplatten überzogen, welche mit ihren Darstellungen von Pflanzengebilden und Vorgängen aus dem häuslichen und öffentlichen Leben eine reiche Zierde bildeten. Die hölzernen Decken der Säle und Hallen wurden von schlanken Säulen getragen, deren Kapitäle mit seltsamen Tierformen geschmückt waren. Da aber das Baumaterial aus Mangel an festen Steinen in undauerhaften Ziegelsteinen bestand, so sind nur wenige Trümmer erhalten. Die Bildnerei brachte außer farbigen Thonreliefs Götterbilder mit Metallüberzügen hervor. Die Assyrer schmückten die Eingänge
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§. 8. Die Phönizier.
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§. 8. Die Möiüm.
Das schmale Küstenland, welches den mittleren Teil des syrischen Gestades ausmacht und etwa 180 km lang und 20 bis 30 km breit ist, wurde von den Griechen Phönizien genannt. Seine Bewohner, die Phönizier, waren auf den Handel hingewiesen, zeichneten sich aber auch durch wichtige Erfindungen aus. Sie erfanden die Purpurfärberei und bildeten nach der ägyptischen Hieroglyphen-schrist die Buchstabenschrift weiter aus. Ein Schäfer, so heißt es,
hütete einst am Meeresstrande die Herde und bemerkte, wie sein Hund mit hochroter Schnauze heransprang. Bei genauerer Untersuchung fand er, daß diese herrliche Farbe von einer zerbissenen Schnecke herrührte. Die aus dieser Schnecke seitdem bereitete Farbe wurde bald hoch geschätzt und so gesucht, daß nur Könige und reiche Leute Purpurzeuge kaufen konnten. Wie die Schrift entstanden ist, wird uns nicht genau erzählt; es wird nur gesagt, daß Kadmus d. i. der Mann aus Osten (§. 12) sie nach Griechenland gebracht habe. Als Schreibmaterial benutzte man anfangs Steine, Holz, Erz, oder man schrieb auf ägyptisches Papier, auf Baumbast, Kokos- und Palmenblätter, sowie mit einem spitzen Griffel auf wächserne Tafeln. Später richtete man in Pergamon in Kleinasien Tierhäute zum Schreiben zu, die darnach den Namen Pergament führen. Unser Papier ist erst vor 500
Jahren erfunden worden. Auch die Rechenkunst, das Maß- und Gewichtswesen, sowie die Herstellung und Verwendung geprägten Geldes bildeten die Phönizier weiter aus. Ebenso wird ihnen die Erfindung des Glases zugeschrieben, die ihnen aber wohl nicht zukommt, da sie selbst solches aus Ägypten bezogen. Im Bergbau, in der Verarbeitung der Metalle, und in der Weberei, welche sie von den Babyloniern erlernt hatten, waren sie Meister.
Die Phönizier waren kluge Handelsleute, kühne Seefahrer und die Träger der Kultur vom Morgenlande nach dem Abendlande. Kein Volk der alten Welt hat so weite und so entfernte Ländergebiete kolonisiert, wie sie. Gold und Silber holten sie aus
Spanien, Zinn aus England, Bernstein von der Ostsee. Auf dem
Landwege zogen ihre Karawanen nach Ägypten, Persien, Indien, und was sie von einem Volke erstanden, das verhandelten oder vertauschten sie bei dem andern. So holten sie Räucherwerk aus Arabien und verkauften es den Griechen, Zimt, Pfauen und Affen aus Indien (Ophir?) und brachten sie den Ägyptern, wo sie feine Baumwollenzeuge und Glas dagegen einhandelten. Auf ihren Handelsreisen grün-
Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. 4
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Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
begünstigte Macedonien den ersteren, während der letztere Unterstützung bei den Römern fand. Als Macedonien sich aber in die Kriege Roms mischte, verfiel es 168 v. Chr. der aufstrebenden Römermacht, der 146 v. Chr. auch Griechenland erlag (§ 41).
Das syrische Reich mit der Hauptstadt Antiochia umfaßte unter Seleucus die von Alexander in Asien vereinigten Länder, konnte aber von seinen Nachfolgern, den Seleuciden, in dieser Ausdehnung nicht erhalten bleiben.
Um 280 machte sich das pergamenische Reich in Kleinasien davon unabhängig und stieg unter den Attaliden zu Glanz und Macht empor. Seine Hauptstadt Pergamon wurde ein Mittelpunkt für Kunst und Wissenschaft und zeichnete sich durch prächtige Tempel, Paläste und Säulenhallen, durch den herrlichen Zeusaltar mit seinem Gigantenfries, sowie durch eine große Bibliothek mit zahllosen Schriftrollen (Pergamenten) aus. 133 v. Chr. gingen Reich und Schätze als ein Vermächtnis des letzten Königs Attalus Ii. an die Römer über.
Die Länder östlich vom Euphrat rissen sich ebenfalls von der Herrschaft der Seleuciden los und wurden zu dem Reiche der Parther vereinigt. Antiochus Iii. der Große wollte dem syrischen Reich seine ehemalige Ausdehnung wieder erringen, ließ sich aber in einen Krieg mit den Römern ein und verlor 190 v. Chr. Kleinasien bis zum Taurus. Unter Antiochus Iv. erkämpften sich die Juden 130 v. Chr. ihre Unabhängigkeit (§. 9, 2). 64 v. Chr.
fiel der letzte Teil des syrischen Reiches, das eigentliche Syrien, an die Römer.
Ägypten war unter Ptolernäus selbständig geworden und hatte in Alexandria seine Hauptstadt erhalten. Es gelangte unter ihm und seinen Nachfolgern, den Ptolemäern, aufs neue zu Wohlstand; Alexandria wurde der Mittelpunkt des Handels und der Weltbildung, wo griechische und orientalische Kultur zusammenfloß. An dem Ptolemäerhof sammelten sich die tüchtigsten Gelehrten des Morgen- und Abendlandes. Zu den großartigen Bauwerken, welche die Ptolemäer in Alexandria aufführen ließen, gehört der erste (aus weißem Marmor aufgeführte) Leuchtturm auf der Insel Pharus, ferner das Museum mit seiner berühmten Bibliothek, die angeblich aus 700 000 Schriftrollen anwuchs, und vielen geräumigen Wohnungen für Gelehrte und Dichter. Die alexandrinischen Gelehrten beschäftigten sich mit allen Zweigen des menschlichen Wissens; einer Gesellschaft von 72 jüdischen Grammatikern ist die Übersetzung
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§. 29, 1. Die Kultur der Griechen. Kunst und Wissenschaft. 175
des alten Testamentes in die griechische Sprache zu verdanken, welche damals die verbreitetste war. Das Werk führt den Namen Septuaginta und entstand 250 v. Chr Unter Ptolemäus Ii. Philadelphus (283—246) und Ptolemäus Iii. Euergetes (246— 221) erstieg Ägypten den Gipfelpunkt seiner Blüte. Aber schon mit Ptolemäus Iv. (221—204) begann unter zunehmender Sittenverderbnis Ägyptens Verfall; die Römer mischten sich in die Angelegenheiten des Landes ein, und 30 v. Chr. wurde Ägypten eine römische Provinz.
§. 29. Die äuttuc tfer Sriedien.
1. Kunst und Wiffenschaft.
Die Griechen sind das größte Kulturvolk des Altertums. Durch reiche Geistesgaben wurden sie in den Wissenschaften die Lehrmeister späterer Kulturvölker; mit dem ihnen eigenen Schönheitssinn brachten sie Kunstschöpfungen hervor, welche für alle Zeiten mustergültig bleiben; besonders auf dem Gebiet der bildenden Künste, in der Baukunst und Bildnerei, erreichten sie durch Ebenmaß und Formschönheit die höchste Stufe der Vollkommenheit.
Die Baukunst (Architektur) weist als älteste Denkmäler cyklo-pische Mauern (§. 12), sowie das Schatzhaus und Löwenthor zu Mykenä auf und zeichnet sich dann zunächst durch Tempelbauten aus. Die Tempel (§. 13, 2) waren im Rechteck erbaut und entweder vorn oder an beiden Schmalseiten oder ringsum durch Säulenreihen geschmückt, welche an den Schmalseiten Vorhallen bildeten und das steinerne Gebälk und Giebeldach trugen. Bei feststehendem Grundtypus bildeten sich im Laufe der Zeit dreistilarten aus, welche der dorische, jonische und korinthische Stil genannt werden.
Der dorische Stil ist dem dorischen Charakter entsprechend durch Ernst und Strenge gekennzeichnet. Die Säulen steigen ohne Basis mit kanneliertem, oben verjüngtem Schaft aus und endigen mit einem einfachen, aus rundem Wulst und viereckiger Deckenblatte bestehenden Kapitäl (Säulenkopf), das durch einen Einschnitt, den Säulenhals, von dem Schaft getrennt ist. Auf dem Kapitäl ruht das Gebälk: der Hauptbalken, der Fries und der Kranz. Der Hauptbalken (Architrav) ist ein glatter, rechtwinkliger Steinbalken; der Fries ist in Felder eingeteilt; über der Mitte jeder Säule und jeder Zwischen-weite sind die Dreischlitzplatten (Triglyphen) angebracht, die Räume zwischen denselben waren ursprünglich offen und wurden später durch oft mit Reliefs geschmückte Platten (Metopen) ausgefüllt. Das
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§• 29, 1. Die Kultur der Griechen. Kunst und Wissenschaft. 179
Lindos (290) bildete den 70 Ellen hohen, 222 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstörten Koloß des Sonnengottes zu Rhodus. Die wichtigsten Werke rhodischer Kunst sind: die Gruppe des Laokoon (im Vatikan) von Agesandros, Polydoros und Athenodoros, sowie die Gruppe des sogenannten fornesischen Stieres (in Neapel) von Apollo-nios und Tauriskos aus Tralles. Der Schule zu Pergamon gehört der 1879 wieder aufgefundene Gigantenfries am Altarbau zu Pergamon an, der den Kampf zwischen den Göttern und Giganten darstellt, sowie vermutlich auch der sterbende Gallier (im kapitotinischen Museum) und der sein Weib und dann sich selbst tötende Gallier (der Villa Ludovisi in Rom). Zu den trefflichen Kunstwerken des Altertums, die erhalten geblieben oder in Nachbildungen auf uns gekommen sind, gehören noch die Hera Ludovisi, der Zeus Otrlcoli, sowie der Apoll von Belvedere (im Vatikan), ferner die Venus von Melos, sowie die Diana von Versailles (im Louvre zu Paris) und viele Portraitbilder.
Die Malerei entwickelte sich später als die beiden Schwesterkünste und ging von der Schattenrißzeichnung aus. Als Erfinder der einfarbigen Malerei wird Kleophantos genannt. Der erste bedeutende Maler ist Po ly g notos von Thasos, der als Geschichtsmaler (um 460) in Athen lebte und ein Freund Kimons war. Am Schluß des 5. Jahrhunderts strebte der Athener Apollodoros zuerst auf malerische Wirkung durch Licht und Schatten hin. Die jonische Schule zeichnete sich durch Ausbildung eines zarten Kolorits und weiche Modellierung aus. Meister dieser Schule sind Zeuxis, berühmt durch Darstellungen weiblicher Anmut, und sein Nebenbuhler Parrhasios (§. 21), dem eine feine Charakteristik und vollkommene Rundung der Gestalten zugeschrieben wird. Die Schule zu Sikyon strebte im Gegensatz zu der jonischen Weichheit nach strenger Zeichnung und kräftigem Kolorit. Der bedeutendste Maler ist Apelles (356— 308) in Korinth (§. 27, 1), bei dem sich Grazie mit idealifcher Auffassung vereinigen. Vom 3. Jahrhundert an sank die griechische Malerei von ihrer Höhe schnell wieder herab.
Die Musik war als Musenkunst ein wichtiges Bildungsmittel und wurde allgemein gepflegt. Bei feierlichen Handlungen, frohen Festen, im Wettkampf und in der Schlacht erklang Musik. Dichtungen wurden mit Saitenspiel vorgetragen. Als Saiteninstrumente waren die siebenfältige Lyra, die Kithara und Harfe, als Blasinstrumente die Flöte und Trompete in Gebrauch; Becken und Pauken wurden ebenfalls benutzt. Die Töne wurden durch Buch-
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